„Ein Funke reicht“:
Wie ich als Schulpate junge Menschen für den Steuerberuf begeistere
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Steuerberater Thorsten Mally berichtet von seiner Tätigkeit als Pate an einer Schule. Mit viel Enthusiasmus gibt er Schüler:innen in interaktiven Doppelstunden praxisnahe Einblicke in den Beruf der Steuerfachangestellten, um Begeisterung für den Ausbildungsberuf zu wecken und den oft abstrakten Berufsalltag anschaulich und greifbar zu machen. Um die Jugendlichen erreichen zu können, ist für ihn gerade Authentizität von besonderer Bedeutung.
Ein Erfahrungsbericht von Steuerberater Thorsten Mally
In Zeiten des Fachkräftemangels suchen viele Steuerkanzleien händeringend nach qualifiziertem Nachwuchs. Manchmal ist ein Besuch im Klassenzimmer der Schlüssel zum Erfolg.
Als Schulpate am Wirtschaftsgymnasium, im Rahmen des Schulpatenschaftsprogramms der Steuerberaterkammer Rheinland-Pfalz, habe ich in den letzten Jahren zahlreiche junge Menschen für den steuerberatenden Beruf gewinnen können. Viele von ihnen sind geblieben. Einige sind den Weg bis zum Steuerberater gegangen. Über die Ausbildung, den Steuerfachwirt – den vollen Karriereweg.
Der Weg beginnt in der Schule
Jedes Schuljahr bekomme ich von der Schule eine Doppelstunde in den Klassenstufen 11 und 12 zur Verfügung gestellt. In der ersten Stunde stelle ich den Beruf des bzw. der Steuerfachangestellten vor:
- Welche Aufgaben erwarten einen?
- Was sollte man fachlich und persönlich mitbringen?
- Welche Möglichkeiten zur Weiterentwicklung gibt es – bis hin zum bzw. zur Steuerberater:in?
Ich lege dabei Wert auf Authentizität und erzähle aus meinem beruflichen Alltag. Es geht nicht darum, etwas schönzureden, sondern realistisch zu zeigen, wie vielseitig, verantwortungsvoll und zukunftssicher dieser Beruf ist. Ich selbst verzichte auf PowerPoint-Folien oder vorbereitete Charts. Ich mache das frei aus dem Bauch heraus – ich finde das lebendiger und es kommt bei den Schüler:innen nicht wie der übliche Frontalunterricht an. Wer eine Präsentation vorzieht, findet eine vorbereitete Vorlage hier.
Natürlich gibt es in den Jahrgängen immer Schüler:innen, die das Ganze eher als Freistunde sehen. Aber das stört mich nicht. Es geht nicht darum, 20 Schüler:innen zu überzeugen. Wenn sich am Ende zwei oder drei wirklich mit dem Beruf beschäftigen – dann ist das ein Erfolg.
Projektarbeit als Icebreaker
In der zweiten Stunde wird es kreativ: Die Schüler:innen bilden Gruppen und gründen ein fiktives Unternehmen. Sie wählen eine Branche, entwickeln ein kleines Werbekonzept, denken über die Rechtsform und über die Finanzierung nach – und stellen ihr Projekt am Ende vor.
Es entstehen witzige, mutige und erstaunlich durchdachte Ideen. Es wird viel gelacht – und gleichzeitig viel gelernt. Dann erkläre ich ihnen: Genau das ist ein Teil meiner täglichen Arbeit. Mandant:innen kommen mit einer Geschäftsidee und brauchen Unterstützung bei genau den Fragen, die sie gerade im Projekt bearbeitet haben. Plötzlich ist der Beruf nicht mehr abstrakt – sondern greifbar.
Echt bleiben – das kommt an
Was ich aus dieser Erfahrung auch gelernt habe? Authentizität ist alles! Ich komme so in die Schule, wie ich auch in der Kanzlei bin – leger und locker, nicht mit Krawatte. Doch ganz egal, ob mit Anzug oder ohne – Wichtig ist: nicht verstellen. Schüler:innen spüren sofort, ob jemand ehrlich ist oder eine Rolle spielt – und genau das entscheidet darüber, ob man sie erreicht.
Mein Fazit
Die Schulpatenschaft ist für mich viel mehr als ein Recruiting-Instrument. Sie ist eine Chance, den Beruf lebendig, modern und menschlich zu zeigen – und dabei echte Begegnungen zu schaffen. Wenn in einer Klasse zwei Schüler:innen nachdenken: „Das klingt spannend, das könnte was für mich sein“, dann ist das ein riesiger Gewinn – für die Kanzlei, für den Nachwuchs und für unseren Berufsstand. Denn manchmal reicht genau das, um einen Funken zu entzünden.